Dreschen

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      Servus :)
      Es gilt auch hier wieder die Eröffnungsklausel, die ich bereits beim Pflügen geschrieben habe.

      Immer wieder liest man in den Kommentaren bei Dreschern Sätze wie diesen: Kannst Du bitte machen, dass der Helfer schneller als 15km/h drischt? Für den Modder wird das sicherlich kein Problem sein, irgend nen Wert in irgend ner Datei erhöhen und schon schnackelt der Drescher auch mit 20km/h und mehr übern Acker und drischt.

      Wenn jemand, der irgendwie mit der richtigen Landwirtschaft zu tun hat liest, bleibt der Mund offen stehen und Schnappatmung setzt ein. ;)

      Darum mein heutiges Thema: Wie kommt der Weizen vom Halm durch den Drescher auf den Wagen?
      Für diejenigen unter Euch, die den Unterschied zwischen nem Axialflow und nem Schüttler kennen: Ich beschreibe hier nen Schüttler. Bei Bedarf kann ich später gerne die Unterschiede noch rausarbeiten.

      Am Anfang eines Mähdreschers, also das erste, was mit dem Getreide auf dem Acker in Berührung kommt, sind die Halmteiler, die an den Aussenkanten des Schneidwerkes sitzen. Diese weit vor das Schneidwerk ragenden, spitzen Teile. Ihre ganze Aufgabe besteht darin, den Getreidebestand zu trennen. Alles auf der Innenseite des Halmteilers wird geerntet, alles ausserhalb bleibt noch mal stehen.

      Danach kommen die Ährenheber. Das sind Aufsätze, die auf die Finger des Messerbalkens gesteckt werden und dafür sorgen, dass umgekipptes Getreide (Lagergetreide) so weit vom Boden angehoben wird, dass der Messerbalken darunter kommt und somit auch das liegende Getreide vollständig abgeerntet werden kann.

      Es folgt der Messerbalken. Er schneidet die Halme kurz über dem Boden ab. Das heißt, der komplette Halm durchläuft die Maschine.

      Die Haspel ist dieses Runde, sich drehende Teil, welches man in Höhe und Entfernung zum Messerbalken einstellen kann. Ausserdem läßt sich auch die Rotationsgeschwindigkeit der Haspel einstellen.
      Dieses Teil hat die Aufgabe, den Halm während des Schnittes zu stabilisieren und nach dem Schnitt auf den Schneidwerkstisch zu kippen. Die Rotationsgeschwindigkeit hängt von der Fahrgeschwindigkeit ab. Sie sollte so gewählt werden, dass der gerade unten befindliche Holm relativ still über dem Boden steht und sich wirklich nur einen Hauch schneller bewegt, als die Fahrgeschwindigeit. Warum? .. Erntereifes Getreide fällt bei der kleinsten Berührung aus. Wenn die Haspel zu schnell oder langsam läuft, "drischt" sie quasi das Korn auf den Schneidwerkstisch, wo es dann verloren ist..

      Es folgt die Querschnecke oder Einzugschnecke. Das ist das Gewindeförmige, schnell drehende Teil im hinteren Bereich des Schneidwerkes. Es transportiert das gemähte Getreide vom Schneidwerkrand zur Mitte, wo dann der Einzug in die Maschine erfolgt.

      Das Schneidwerk wird am Trogförderer oder auch Kettenförderer befestigt. Er transportiert das Getreide weiter ins Maschineninnere, ungefähr auf die Höhe des Fahrersitzes. Er endet unmittelbar vor der Dreschtrommel.

      Die Dreschtrommel ist quer in den Drescher eingebaut und ist das Herzstück des Dreschers. Es gibt verschiedene Varianten, die im laufe der Jahre entwickelt wurden. Die wohl verbreitetste Form hat einen zylindrischen Mantel auf dessen Innenseite sich so genannte Dreschleisten verschraubt sind. Das sind Metallleisten (früher Holz) gegen die das Stroh gedroschen wird. Dieser Mantel, der auch Korb genannt wird, steht still und bewegt sich nicht. Im Inneren des Korbes befindet sich die eigentliche Dreschtrommel. auch sie ist mit Leisten besetzt. Bei einfachen Maschinen muss von Fruchtart zu Fruchtart die Anzahl und die Dicke der Leisten gewechselt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Moderne und gut ausgestattete Maschinen können heute nicht nur die Rotationsgeschwindigkeit der Trommel stufenlos variieren, sie können auch den Abstand (Schlitz) zwischen den Leisten von Korb und Trommel variieren.

      Nachdem nun das Getreide ausgedroschen wurde, wandert beides, Korn und Stroh zusammen aus der Dreschtrommel auf die Siebe. Es gibt Drescher die haben mehr als fünf Ebenen von Sieben, die übereindander laufen. Von grob nach fein. Mit jeder Menge Antriebstechnik, die sich an der Seite des Dreschers befindet und früher mit Keilriemen und heute mit Hydraulik betrieben wird, werden diese Siebe geschüttelt. Daher der Name Schütteldrescher. (Axialflow wäre die moderne Variante davon)

      Zuerst wird Stroh von Ährenresten und Körnern getrennt, je weiter das Korn auf dem Weg durch die Siebe nach unten wandert, um so sauberer wird es. Zum Schluss bleibt das schüttfähige Getreide übrig, welches vom tiefsten Punkt der Maschine mit einem Elevator (Riemen mit Becherwerk) oder einer Förderschnecke nach oben in Richtung Korntank befördert wird.

      In der so genannten Umkehr wird alles, was noch nicht sauber ausgedroschen wurde und somit auch nicht vom Windsichter abgeblasen wurde, noch mal auf die obersten Siebe gebracht, wo diese Teile den ganzen Weg nochmals antreten. - So oft, bis sie so leicht geworden sind, dass sie vom Gebläse, rausgeblasen werden.

      Das Stroh wandert über die oberen Siebe nach ganz hinten, wo es dann in den Häcksler fällt, wenn es nicht im Schwad abgelegt wird.

      Fertig. :)
      Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. :thumbup:
      Axial Flow

      Hier nun die Ergänzung zum Axial Flow System.

      Der Drescher funktioniert bis zur Dreschtrommel genau so, wie auch der "Schüttler". Doch danach wird es grundsätzlich anders.
      Der Dreschtrommel nachgeschaltet ist eine große, lange Trommel, die in Längsrichtung im Drescher liegt und sich vergleichsweise wie ein Betonmischer dreht. Diese Trommel ist in einer gewissen Neigung eingebaut, so dass das Getreide / Spelzen / Strohgemisch immer wieder in Richtung Eingang zurück wandert, wenn es noch nicht restlos vom Getreide gereinigt ist. Die Innenwand der Trommel (Trieur) ist nun die Siebfläche. Sie hat nur eine Durchlassgröße. Nämlich die von Getreide. Alles was Gröber als Getreide ist, bleibt im Inneren und wird durch die Rotation so lange gereinigt, bis es nach hinten ausgeworfen wird.
      Es gibt auch bei diesem System wieder den so genannten "Windsichter", Der einen solchen Luftstrom im Inneren der Trommel erzeugt, dass die Leichtesten Bestandteile "ausgeblasen" werden. Stroh und Ährenreste, Steine, Staub und Spelzen werden so noch effektiver voneinander getrennt, als beim "Schüttler". Darum findet dieses System vorallem bei modernen "Großdreschern" seinen Einsatz.
      Drescher, die mit Axial Flow ausgerüstet sind unterscheiden sich äußerlich von den Schüttlern durch die verkürzte Bauweise. Es fällt ja die benötigte Länge für die Schüttelkästen weg.
      Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. :thumbup:
      Servus Südbaden Bauer :)

      meine Erklärung zum Axial Flow ist jetzt nur schnell, sozusagen aus der Hüfte erfolgt, weil ja @lex gestern seinen Axial Flow Drescher von Case IH zu LS 15 konvertiert hat und dieser Mod von seinen Nutzern relativ viel Wissen abverlangt, wenn man denn gern verlustfrei damit ernten möchte.
      Das war schon bei LS 13 mein absoluter lieblings Drescher. Leider spricht @lex kein Deutsch und die Übersetzungen aus dem Französischen über Englisch zu Deutsch ... naja, da bleibt halt nicht mehr viel Sinnvolles an Sätzen übrig.

      Nun zu Deiner Frage:

      Das Prinzip des Rotordreschers habe ich beschrieben @ Axial Flow. Es ist im Grunde nur der deutschsprachige Begriff für die englische Bezeichnung. Der oder die Rotoren (gibt ja auch Modelle, wo 2 Trommeln nebeneinander laufen) sind eben jene Trommeln, die in Längsrichtung eingebaut sind und für die Abscheidung zuständig sind.

      Im Deutschen wird halt das Bauteil als Namensgeber hergenommen (Rotor) und im Englischen der im Bauteil erzeugte Fluss des Getreides. Also zwei Begriffe, eine Maschine. ;)
      Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. :thumbup:
      Erstmal Danke für Deine Erklärung.
      Leider ist es so nicht ganz richtig erklärt. Das ist für die Meisten zwar völlig ausreichend, aber ich denke, ich werde noch mal etwas genauer erklären:

      Die wichtigsen Baugruppen im Mähdrescher sind:
      Schneidwerk: Schon sehr gut erklärtt
      Dreschwerk: Tangential oder Axial. Beide in unterschiedlichen Varianten
      Restkornabscheidung: Schüttler, Abscheiderotor oder in der Dreschtrommel integriert
      Reinigung: Siebe, Wind und Überkehr

      Bei den Schüttlerdreschern ist die Dreschtrommel quer eingebaut. Das heißt, der Halm durchläuft die Trommel tangential. Deshalb heißt sie Tangential Dreschtrommel. Die Funktion ist völlig richtig erklärt. Doch das Äußere ist ein Korb, aus dem Korn mit Spreu fällt. Dieses läuft dann auf die Siebe die von unten mit Luft angeblasen werden. Dadurch wird die leichte Spreu nach hinten aus den Drescher geblasen. Alles andere muss durch 2 Siebe, die übereinander liegen, gereinigt werden. Alles was nicht durch das Untersieb passt (Stroh, halbe Ähren) wird von der Überkehr erfasst. Die Überkehr fördert das entweder wieder zur Dreschtrommel (z.B.: Claas) oder drischt das nochmal aus (z.B.: New Holland).
      Die Halme wandern tangential durch die Dreschtrommel auf die Schüttler (daher der Name). Dort werden sie durch die Schüttelbewegung noch hinten gefördert. Dabei werden Körner, die noch zwischen dem Stroh sind, heraus geschüttelt.
      Den Rest hast Du gut erklärt.
      Also: Schneidwerk - Einzug - Dreschtrommel tangential - Schüttler - Siebe mit Wind - Korntank

      Beim Hybriddrescher, oft auch einfach Rotordrescher genannt, sind die Schüttler durch längs eingebaute Rotoren ersetzt (z.B.: Claas Lexion = 2 Rotoren; Claas Tucano = 1 Rotor). Der Rest ist ganz genau so wie beim Schüttler.
      Also: Schneidwerk - Einzug - Dreschtrommel tangential - Abscheiderotor - Siebe mit Wind - Korntank

      Beim Axial Drescher ist es noch mal anders: Die Dreschtrommel und der Abscheiderotor sind ein Bauteil. Im Vorderen Teil wird gedroschen im Hinteren die restlichen Körner vom Stroh abgeschieden. Dabei läuft der Halm axial durch die Trommel, was auch den Nammen erklärt.
      Also: Schneidwerk - Einzug - Dreschtrommel axial mit Abscheiderotor - Siebe mit Wind - Korntank

      Ich hoffe das war verständlich ;)
      Habe erst jetzt das geschriebene vom "Bundesdieter" gelesen, danke vor allem für deinen Tipp mit dem Drescher vom @Alex, und deine Erklärungen, und die kleinen Fehlerchen hätte ich sowieso nicht gemerkt, ich such jetzt erstmal auf Google Bilder dazu, sonst kann ich mir das nicht vorstellen, bzw. begreifen. Auch Danke an Knecht für die Minimal Korrektur. Schön das es auch Experten gibt im Forum, und nicht nur Leute die nen Modder fragen, ob er ihren Lieblingstraktor dazu bringt die Sähmaschiene mit 80 übern Acker zu ziehen :) Bei dem Punkt ist es halt schon schwierig für Giants, unsereins will die Maximale Realität, zum Beispiel find ich das der Standard Drescher mit Helfer viel zu schnell fährt, und die anderen wollens möglichst unrealistisch.
      Danke Knecht für die Richtigstellung. So, wie Du die unterschiedlichen Systeme jetzt erklärt hast, ist es jetzt wirklich ganz genau erklärt.
      Ich gebe zu, ich habe mir diese Mühe nicht gemacht. Ich hatte Angst, ich würde sonst noch ausschweifender ins Schreiben kommen.
      Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. :thumbup:
      Hi
      wir haben auch Landwirtschaft zuhause und diese Sache mit der Geschwindichkeit regt mich auch immer auf Z.B. beim Düngen auch wenn die Modernen Düngerstreuer die geschwindichkeit des Traktors kennen kann man nicht mit voll gas über den Acker fahren. für die die sich über die geschwindichkeit beim düngen aufregen stellt auf Bio um
      Hallo.
      Ich als Nichtbauer aber LS Spieler finde eure große Mühe echt super. Vielen Dank.
      Mich regt es auch auf wenn ich sähen, düngen oder dreschen will (manuell) und ich erst mal den Tempomat runterschrauben muss.
      Will mal wissen was sich Giants dabei gedacht hat.
      Danke für die Informationen! :thumbsup:

      Ich hatte schon vorher Ahnung vom Innenleben des Mähdreschers, aber ihr habt noch was dazu erzählt, was ich noch gar nicht wusste. Nämlich die großen Quertrommeln, also das Hybrid System. Ich hätte gedacht alle Drescher hätten Schüttler eingebaut! :whistling: :rolleyes: Aber nochmals vielen Dank! Jetzt weiß ich wieso der Case Mähdrescher den Namen Axial Flow hat.

      Ich hab Youtube mal durchstöbert und zwei Animationen herausgesucht:

      Hier ist ein Lexion Drescher mit Schüttlern:



      Und hier ist ein Lexion in Hybrid-Version:



      MfG

      Steyrman
      Hier kommt ihr zu meiner PN: goo.gl/C9sk6i
      E-Mail: Bei Anfrage über PN ;)